Supermoto Urlaub Österreich 2019

Supermoto Urlaub in Österreich

Es war Ende August, Abends gegen 22 Uhr, als ich per WhatsApp eine Nachricht bekam mit dem Inhalt „Ich hab gerade so Lust in die Berge zu fahren, lass uns die Bikes packen und ein paar Tage nach Österreich fahren“

Was soll man als passionierter Motorradfahrer noch groß dazu sagen? Kurzerhand wurden Hotels abgecheckt, ein paar Tage Urlaub eingereicht, die Bikes reisefertig gemacht und verladen. Wir hätten mit den Motorrädern nach Österreich fahren können aber mal ehrlich – mit der Supermoto über 400km Anreise incl. Gepäck für drei Tage? Jeder der Supermoto fährt weiß, dass solch eine Aktion funktioniert aber keinen Spaß macht. Ziel war St. Johann in Tirol. Aber zurück zum Anfang.

Am Anfang stand die Frage, wo wir überhaupt hin möchten. Da Adrian, mein Reisepartner bereits in Österreich Urlaub gemacht hatte, stand schnell fest, dass wir nach Tirol fahren. Die Ecke um Kitzbühel bietet sich gut an zum Motorradfahren. Wir haben in dieser Ecke nach Hotels geschaut und sind nach langer Suche durch einen Zufall auf das COOEE Alpin Hotel Kitzbüheler Alpen aufmerksam geworden. Der Preis für zwei Übernachtungen mit Frühstück war unschlagbar in einem derart modern anmutenden Hotel. Was sollte also dagegen sprechen? Zumal der Großglockner in annehmbarer Reichweite liegt. Viel mehr Ziele haben wir uns nicht gesetzt, wir haben es einfach auf uns zukommen lassen. Wir wissen nun also wo wir hin fahren, wann und wie. Worauf noch warten?

Der Tag ist gekommen – OK, der Tag vor der Abreise ist gekommen. Wir haben die Motorräder am Abend zuvor verladen, damit wir früh morgens direkt losfahren können. Die Bikes wurden mit einer massiven Auffahrrampe auf den Anhänger gefahren. Zum Glück wohne ich am Berg, den Hänger in Position bringen und die Bikes einfach draufrollen lassen. Innerhalb von 10 Minuten waren beide KTM’s verladen. Wir hatten Ende September und es war wahnsinnig heiß, zum Glück ging das so schnell. In diesem Moment hat sich bereits ein Gefühl der Vorfreude breit gemacht, wahnsinnige Euphorie gepaart mit Abenteuerlust. Dass dieses Gefühl die kommenden Tage anhalten wird, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Aber jetzt heißt es erst mal ab ins Bett und dem nächsten Morgen entgegenfiebern.

Früh morgens um 7 Uhr ging sie los die wilde Fahrt, 450km über die Autobahn und das letzte Stück über die Landstraße. In den vergangenen Jahren war ich viel in Skandinavien unterwegs, es ist Jahre her, dass ich die Alpen gesehen habe. Ich war total überwältigt von diesem imposanten Auftreten. Nach etwa 6 Stunden kamen wir am Ziel an, mit Hänger am Haken konnten wir leider nicht so schnell, wie wir manchmal gerne gefahren wären. Dennoch konnte sich unser Verbrauch sehen lassen. Mit insgesamt etwa 950kg am Haken (Tandemachser), das Auto voller Gepäck und Werkzeug (gute Entscheidung, wie sich später herausstellte) und zwei Erwachsenen, sind wir mit 9,4l Diesel auf 100km in Österreich angekommen. Zugfahrzeug war ein Skoda Octavia RS 2.0TDI mit DSG und fast voller Ausstattung. Ein Wert, der sich sehen lassen kann.

´Jetzt aber keine Zeit mehr verlieren. Wir wollen heute noch auf die Bikes. Wir waren viel zu früh dran, der Check In wäre erst am Abend gewesen. Dennoch wollten wir uns gerne umziehen und losfahren. Also an die Rezeption gegangen und gefragt, ob wir uns zumindest irgendwo umziehen können. Die Dame am Empfang war wahnsinnig freundlich und hat uns herzlich begrüßt. Uns wurde sogar direkt das Zimmer angeboten! Es war bereits gereinigt und fertig, bezogen zu werden. Also bekamen wir einen vorgezogenen Check In und durften uns direkt in unserem Zimmer umziehen. Ein super toller Service. Das gesamte Personal war Bikern gegenüber super aufgeschlossen, ebenso wie fast alle Österreicher. Das ist für uns Deutsche ziemlich ungewohnt.

Die Zimmer im COOEE Alpin Hotel sind sehr modern eingerichtet, sehr sauber und gut ausgestattet. Uns hat es an nichts gefehlt, wobei wir uns auch mit einem Bett im Keller und einer Dusche zufrieden gegeben hätten – wir waren ja zum Motorradfahren hier! Dennoch ist es entspannend zu wissen, dass man nach einer langen Tour ein sauberes Hotelzimmer und eine warme Dusche zur Verfügung hat. Ja, warme Dusche! Es war nämlich ziemlich kalt, auch wenn es auf den Bildern nicht so aussieht. Wir hatten um die +14°C bis +18°C, in den Bergen auch mal um die +10°C. Aber zum Fahren war das Wetter super. Ein Grund, weshalb wir uns für das COOEE Alpin Hotel entschieden haben, waren aber auch die Betten. Adrian und ich verstehen uns zwar super, schlafen möchten wir aber trotzdem gerne in eigenen Betten. Hier kommt der Clou, die Betten sind zwar an der Wand befestigt, lassen sich aber seitlich verschieben. Somit war ausreichend Platz dazwischen und wir hatten jeder ein eigenes Bett. Super durchdacht!

Jetzt aber genug Zeit im Hotel verbracht. Umziehen und ab auf die Bikes!

Haaaaaaaalt Stop! Da hätten wir fast vergessen, dass wir heute noch nichts gegessen haben. Der Hunger ist groß und bei nächster Gelegenheit wollten wir irgendwo anhalten und noch schnell etwas in den Magen bekommen. Unser Tagesziel stand fest, der Gerlospass. Kurz hinter Kitzbühel hatten wir eine kleine Bäckerei entdeckt, zwei Butterbrezeln „im Sackerl oder aufd Hand?“ – OK, das war zu viel. Hier gibt es Brezeln in Säcken? Interkulturelle Verständigung ist manchmal gar nicht so einfach, obwohl man im prinzip die selbe Sprache spricht. Aber ja, jetzt weiß ich, dass die Brottüten oder einfach nur Tüten in Österreich „Sackerl“ sind.

Frisch gestärkt geht es jetzt aber schnell wieder aufs Bike, immer die Alpen im Blick. Diese Berge, diese Wälder. Einfach unbeschreiblich. Man fühlt sich so klein wenn man die Spitzen erblickt. Umso mehr brennt es unter den Nägeln, endlich da hoch zu kommen. Viel haben wir bislang noch nicht über den Gerlospass gehört, er war aber ganz in der Nähe und passte in den Zeitplan. Kurze Zeit später ging die Auffahrt los, auf einmal wurde die Fahrweise sportlicher. Aus den langgezogenen Kurven wurden immer enger werdende Spitzkehren aber weit und breit keine Mautstation – dabei sollte die Überfahrt etwas kosten!? Egal, wir lassen die Einzylinder ins Tal bollern. Getrieben von der Lust ins Tal zu blicken, der Poweparts Auspuff fängt an zu knallen „pam pam papapapa pam“ vor jeder Kurve, bei jedem herunterschalten. Wir haben Blut geleckt. Bevor wir aber nachlässig und unaufmerksam werden, erst mal eine kurze Pause.

Die Reifen sind warm, die Fahrer schwitzen. Tausend Bilder können nicht beschreiben, was man dort oben fühlt. Wir sind mittlerweile etwa zwei Stunden unterwegs, da ist eine Pause ganz gut. Vor lauter Eindrücken vergisst man schnell, dass kurze Zwischenstopps nötig sind, um einfach mal kurz den Kopf frei zu bekommen, die Muskeln zu entspannen und Energie zu tanken für den folgenden Abschnitt. Es sind nur weniger Motorradfahrer unterwegs, die Straßen relativ leer. Kurz nach den Sommerferien sind die meisten Touristen wieder zu Hause. Wohl mit ein Grund, weshalb wir so günstig unser Hotel gefunden haben und die Straßen kaum befahren sind. Also ab aufs Motorrad und weiter Kurven jagen. Jeder Motorstart fühlt sich fantastisch an, immer wieder warten neue Kurven, atemberaubende Aussichten und ein wahres Konzert der Einzylinder Motoren. Man merkt, wie wohl sich unsere 690er hier fühlen. Da wir relativ ähnliche Bikes fahren, finden wir auch schnell unseren gemeinsamen Rythmus und ein Tempo bei dem wir uns wohl fühlen. Eine Kurve nach der anderen fliegt an uns vorbei und auf einmal taucht es auf – das Kassenhaus! Na endlich. Wir fragen uns, was dahinter zu finden ist – leider werden wir enttäuscht. Zahlen 7 Euro pro Bike und fahren weiter, die Laune sinkt etwas, den schönsten Teil der Strecke haben wir bereits hinter uns. Was wir in diesem Moment natürlich nicht wussten. Beim nächsten mal sind wir schlauer und drehen am Ende der Straße einfach wieder um und fahren zurück. Aber seis drum, am Ende des Pass angekommen ein kurzer Blick auf die Uhr und die Karte – ja, wir fahren altmodisch ohne Navi, orientieren uns kurz auf einer Karte und fahren weiter. Leider neigt sich der Tag dem Ende zu und wir suchen einen zügigen Weg zurück nach St. Johann.

Die Rückfahrt zieht sich über Bundesstraßen und gerade Strecken durch eine doch eher langweilige Landschaft, ein absolutes Konstrastprogramm. Nach 450km Autobahn an diesem Tag und etwa 150km auf dem Motorrad muss man sich aber auch eingestehen, dass es langsam genug ist. Wenig gegessen, wenig getrunken, lange Zeit konzentriert, da braucht der Körper mal eine Erholung. Endlich ist das Hotel in Sichtweite und die Vorfreude auf eine heiße Dusche steigt ins unermessliche. So sehr, dass ich die Leistung nochmal etwas ausreize und meine KTM aufs Hinterrad hole. Am Hotel angekommen, schnell runter von der Maschine und raus aus den Klamotten aber moment mal… irgendetwas klebt an meinem Vorderreifen, die Straßen waren komplett trocken aber irgendeine Flüssigkeit läuft von meinem Reifen herunter. Näher betrachtet stellte ich fest, dass mein Gabelsimmerring sifft. Schlagartig verwandelt sich die gerade noch gute Laune in absoluten Frust, soll unsere Tour hier schon zu Ende sein? Erst mal alles sauber machen und dann schauen, wie schlimm der Schaden ist, zum Glück lief nichts über die Bremse und der Reifen hat auch nur zwei kleine Tropfen abbekommen. Ich binde also erst mal ein Taschentuch um das Tauchrohr und befestige es mit Kabelbindern, um einige Stunden später zu schauen, ob es stark nachdrückt. Den Abend über blieb das Taschentuch fast komplett trocken aber dazu später mehr. Jetzt erst mal raus aus den Klamotten, frisch machen und normale Kleidung anziehen, der Magen knurrt. Ein kurzer Blick auf St. Johanns Restaurants, in der Hauptstraße gibt es genug und zu Fuß brauchen wir keine 10 Minuten, das passt. Noch eine halbe Stunde auf dem gemütlichen Balkon ausruhen und dann laufen wir los, immer der Straße nach. Nach etwa 10 Minuten sind wir umgeben von Restaurants aber nichts, was uns wirklich anspricht. Auf dem Platz in der Nähe der Dekanatspfarrkirche in St. Johann sehen wir dann etwas, was uns anspricht. Das Bistro Seisl

Das Bistro Seisl hat eine nette Karte mit allem was das Herz begehrt. Für mich als Burgerliebhaber war die Entscheidung schnell klar, Adrian ist bei einem Schnitzel gelandet. Kurz bestellt aber lange gewartet – das kann jetzt vieles heißen. Sie sind unheimlich langsam oder sie sind so gut, dass die Küche vor Bestellungen platzt. Zum Glück hat sich die Wartezeit als sinnvoll investierte Zeit herausgestellt, das Essen war wunderbar! Frisch gestärkt begeben wir uns aus den Heimweg und lassen den Abend bei einem Gösser Naturradler ausklingen.

Ein neuer Morgen, früh wach geht es los. Wir sind voller Tatendrang, wann gibt es endlich Frühstück, wir wollen los! Schnell ins Bad, umziehen und dann mal schauen, ob wir schon etwas essbares bekommen. Ja, wir waren bereits vor 7 Uhr auf den Beinen. Ich bin am Abend zuvor auch schon um 22 Uhr eingeschlafen. Also raus auf den Flur, man riecht zwar keinen Kaffee aber dafür frische Brötchen. Schnell in den Speisesaal aber was uns dort erwartet, hätten wir uns in den tiefsten Träumen nicht ausmalen können. Ein Frühstück, wie ich es in meinem Leben noch nie hatte. Es hat wirklich nichts gefehlt, ob süß oder deftig, warm oder kalt, fest oder flüssig. Wer hier nichts findet, um sich für den Tag zu stärken, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen. Das Frühstück war so lecker, dass ich jetzt beim schreiben schon wieder Hunger bekomme. Aber seht selbst.

Eigentlich sind wir ja nicht zum essen hier aber kulinarisch ist Österreich ein Traum. Gerade für mich als jemand, der Fleisch und Käse liebt, dazu gerne ein gutes, kühles Bier trinkt und das Gebirge mag. Auch ohne Motorrad hätten wir hier eine gute Zeit gehabt, man hätte meiner Figur die drei Tage aber vermutlich schnell angesehen. Alleine das Frühstück ist es schon wert das Hotel häufiger aufzusuchen.

Gut gestärkt sind wir. Also schnell aufs Zimmer, die Kombi überschmeißen, auf die Bikes und ab gehts. Heutiges Ziel – Großglockner. Jeder spricht davon, nur dort waren wir noch nie. Ist es wirklich so toll wie alle sagen? Wir lassen uns überraschen. Der Simmerring sollte auch halten, über Nacht hat er kaum Öl verloren, frisches Taschentuch drum und los gehts.

Der Technik zu Liebe verzichte ich für den Rest der Reise lieber auf Wheelies. Ist nicht ganz so geil aber besser, als kein Öl mehr in der Gabel zu haben und im schlimmsten Fall das Bike mit dem Hänger vom Pass holen zu müssen. Auf dem Weg Richtung Großglockner fahren wir bereits einige wirklich schöne Strecken. Die Anreise ist schon ein Highlight für sich. Es geht die Berge rauf und runter, immer wieder öffnen sich freie Flächen im Wald durch die man die Berge erblickt. Atemberaubend. Wir kommen immer wieder vom Weg ab, suchen kleine Seitenstraßen, die sich durch das Gebirge schlängeln. Ein Traum! Gegen Mittag tanken wir nochmal voll, Ziel ist ein Mittagessen auf der Edelweißspitze. Wir wissen nicht, was es dort gibt und erwarten daher auch nichts. Wir lassen es auf uns zukommen.

Nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrt und diversen Abstechern sehen wir endlich das Schild –> „Großglockner Alpenhochstraße“ genau da wollen wir hin. Der Weg zum Pass führt durch eine wunderschöne Landschaft, die wir leider vergessen zu fotografieren, da wir nur noch auf den Berg wollen. Unten am Pass schalte ich meine GoPro ein, der Weg zur Mautstation war schon wahnsinnig schön, wie mag es wohl dahinter aussehen? Gestern wurden wir ja enttäuscht, hinter der Mautstation auf dem Gerlospass war nichts, was uns begeistert hätte. Dann schauen wir doch mal, was heute passiert, 27€ für eine Tageskarte sind nochmal eine andere Liga. Leider hat sich die GoPro genau hier verabschiedet… dafür haben wir eine Menge Fotos gemacht!

Die ersten Bilder entstanden noch recht weit unten am Berg, hier waren wir bereits fasziniert von der Landschaft und der Straße. Im Gegensatz zu deutschen Bergstraßen stehen Touristen und Einheimische hier auf den Parkplätzen, wenn zwei KTM’s mit ihren gefühlt viel zu lauten Maschinen angeschossen kommen und feuern einen an, das Gas nochmal extra kräftig aufzureißen und das Vorderrad zu heben. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen! Eine Kurve nach der anderen schieben wir uns nach oben, immer im Ohr das bollern der Einzylinder, wie es durch das Tal schallt. Der Asphalt ist trocken, die Reifen sind warm – es verleitet doch sehr, sich in Rekordzeit auf zu machen, den Berg zu erklimmen. Immer wieder müssen wir aber den Blinker setzen und anhalten, zu schön ist die Aussicht.

Ok, zur Spitze sind es noch wenige Kilometer und etliche Kurven. Eigentlich sind wir schon ziemlich platt von der vielen Fahrerrei und der genialen Aussicht. Wir lassen es nochmal richtig krachen, bekommen das Grinsen nicht aus den Gesichtern. Ich glaube, man konnte es sogar durch die Helme erkennen. Oben angekommen, konnten wir es uns nicht nehmen lassen, bis zur Edelweisspitze hoch zu fahren. Die Straße auf den letzen Metern ist gepflastert und sicher nicht für Jedermann geeignet aber mit der 690 SMC und SMC-R war es kein Problem. Wir steigen von den Motorrädern, schauen uns um und da war sie – die Sprachlosigkeit. Ich war schon oft sprachlos aber dieses mal war es anders. Ich konnte wirklich nichts mehr dazu sagen, das Gefühl dort oben zu stehen ist mehr als unbeschreiblich und ich kann nur jedem Motorradfahrer empfehlen, zumindest einmal in seinem Leben dort hoch zu fahren! Schnell sind wir auf den Turm gestiegen, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen – einfach herrlich. Wir standen Minuten lang einfach nur da und haben ins Tal geschaut.

Jetzt kommt aber langsam der Hunger – wir hatten uns vorgenommen, auf dem Berg (koste es, was es wolle) einen warmen Apfelstrudel zu essen. Schnell zu dem Bistro, leider war kein Platz mehr frei. Also setzen wir uns auf eine Bank, etwas außerhalb und verbringen die Wartezeit mit schauen – die Blicke schweifen lassen. Ich glaube das Gefühl dort oben zu sitzen und die Welt unter sich zu sehen ist aus Biker Sicht vergleichbar mit dem meiner Hochzeit oder der Geburt meiner Tochter. Ein unbeschreibliches, unbeschwertes Glücksgefühl!

Nach einer halben Stunde war ein Platz in dem Bistro frei – ich hatte mich schon auf das schlimmste eingestellt (was die Preise angeht) aber entgegen meiner Erwartung waren die Preise Stand 2019 sehr human, nicht teurer, als wir es aus durchschnittlichen, deutschen Gaststätten gewohnt sind. Erst kamen Zweifel auf: ist der Apfelstrudel auf dem Großglockner wirklich gut? Naja, probieren wir es mal. Was soll ich sagen. Ich rede nicht lange drum herum „Auf dem Großglockner gibt es den besten warmen Apfelstrudel der Welt!“. Ich mache keine Witze und hätte nicht damit gerechnet aber dieser Apfelstrudel war so mit das beste an Süßspeisen, welche ich in meinem Leben bislang probieren durfte. Von mir also eine klare Empfehlung!

Frisch gestärkt machen wir uns an die Weiterfahrt. Das Wetter soll hier oben im Laufe des Tages noch etwas umschlagen. Wir wollen noch den Gletscher Pasterze besuchen, auf dem Weg dort hin geht es über eine Menge schöner Kurven, durch eindrucksvolle Landschaften. Ich glaube dieser Teil ist besonders für Wanderer super spannend. Sehr Naturbelassen und ruhig, auf dem Motorrad interessant zu sehen aber der erste Teil auf den Berg hinauf hat es uns durchaus mehr angetan. Nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit sind wir am Gletscher angekommen, es war wahnsinnig beeindruckend diese Schlucht zu sehen und die Markierungen des Gletscherstandes vor 60 Jahren. Man konnte zu dieser Zeit noch ohne Probleme über den Gletscher laufen, mittlerweile muss man viele viele Meter hinab steigen, um an den Fuß zu kommen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es wieder zurück. Wir waren uns nicht ganz einig, ob wir noch etwas fahren oder wieder nach Hause gehen. Die Anfahrt hat sich gezogen und ein ganzer Tag auf dem Bike (gerade auf der Supermoto) kann echt anstrengend sein. Wir sind also erst einmal los zur Edelweisspitze, hätten die Möglichkeit gehabt, den Pass Richtung Süden zu Ende zu fahren aber der Tag neigt sich auch irgendwann dem Ende zu und die Knochen schreien nach einer Auszeit. Gute Entscheidung! Auf dem Weg noch ein zwei Bilder gemacht, schlug das Wetter oben auf dem Berg gerade um. Dichter Nebel hüllte die Gipfel ein und die Sicht war nicht sehr berauschend. Wir entschlossen und Feierabend zu machen und nach Hause zu fahren. Der Rest der Fahrt war nicht mehr ganz so zu genießen – Ihr kennt das sicherlich, wenn man schon etwas müde ist und sich einfach nur auf eine warme Dusche freut.

Angekommen in unserem Hotel war das auch direkt das erste, was wir gemacht haben. Raus aus der Kombi und ab unter die Dusche. Bei einem kühlen Energy Drink ging es im Anschluss aus den Balkon, einfach mal eine Stunde nichts tun, die Eindrücke des Tages sacken lassen und entspannen. Gegen 19 Uhr macht sich dann langsam der Hunger breit. Am Abend zuvor wurde uns von Einheimischen noch ein Restaurant empfohlen – Huberbräu Turmstüberl 

Kurz durch die Karte geschaut und auf den Weg gemacht. Der Eingang ist etwas versteckt aber gut zu finden. Oben angekommen wir man sehr freundlich empfangen. Wir konnten einen Platz auf der Terrasse ergattern ganz oben im Turm mit perfektem Blick über St. Johann. Bei Bier weiß man ja nie so recht, was schmeckt aber hier bekommt man alles, was das Herz begehrt. Von leicht bis kräftig, von klein bis groß – zu jedem Gericht gibt es das passende Bier oder zumindest eine Empfehlung. Lecker war es auf jeden Fall! Zu Essen hatte ich einen Zwiebelrostbraten mit Semmelknödel. Das Essen war durchaus gut, ebenso das Bier. Die Preise waren angemessen. Bei Zwiebelrostbraten fällt mir ein Lob immer schwer, da gerade hier meine Messlatte sehr hoch hängt – gerade, weil ich es nicht gut hinbekomme und so etwas immer gerne in Restaurants genieße. Auch wenn ich keine Note 1 vergeben kann, war es von der Qualität und geschmacklich gut!

Nach einem guten Essen und einer angenehmen Nacht ging der letzte Tag mit etwas Wehmut los – heute müssen wir wieder heim. Wir haben uns also auf eine kurze Runde gemacht, diesmal in die andere Richtung nach einem letzen ausgiebigen Frühstück. Leider Stand dieser Tag unter keinem guten Stern. Adrians Motorrad zickte am Abend zuvor schon etwas rum, ging einfach aus und wollte nicht mehr starten. Doofes Masseproblem, das hatten wir vor einigen Jahren bereits. Etwas schleifpapier hatte temporäre Abhilfe geschaffen. Am letzten Tag ging es allerdings einige Male so weiter, daher beschlossen wir uns nicht wie geplant richtung Nordosten zu fahren, sondern wieder umzudrehen und zurück nach St. Johann zu fahren, um dort eine Strecke zu finden, dass ich zur Not schnell den Hänger holen kann, um sein Motorrad im Falle eines Totalausfalls abholen zu können.

Wir erinnerten uns daran, dass es in Kitzbühel eine kleine Bergstraße gab an der wir vorbei gefahren sind. Ohne wirkliche Recherche haben wir uns mit einigen Aussetzern auf dem Weg dort hin gemacht – wie durch ein Wunder ging ab Kitzbühel das Motorrad nicht mehr aus! Scheinbar wollte die KTM noch ein letztes mal auf dieser Reise durch die Berge gepeitscht werden. Die Panoramastraße zum Kitzbüheler Horn kostet 10 Euro, ein Teil davon kann als Verzehrgutschein im Alpenhaus wieder eingelöst werden – passt also, am Ende hat es uns 7 Euro gekostet bei 3Euro Rückvergütung! Wir wollten eh noch etwas zu Mittag essen. Die Straße zum Kitzbüheler Horn ist wie gemacht für Supermotos. Nicht so lange, wie die Straße zum Großglockner, dennoch führt sie etwa 7,5km den Berg hinauf. Das sind durchaus einige spaßige Minuten (die man auch öfters fahren kann). Oben angekommen waren wir etwas zu früh dran, das Alpenhaus hatte noch nicht geöffnet. Also haben wir uns wieder eine gemütliche Bank gesucht und die Blicke erneut schweifen lassen. Es war vielleicht auch ganz gut, keine große Strecke gefahren zu sein. So war ausreichend Zeit, das erlebte zu verarbeiten und über die tollen Erlebnisse zu sprechen. Obwohl es nur drei Tage waren, würde ich diesen Kurztrip als gelungen bezeichnen. Der beste Kurzurlaub, den ich bisher gemacht habe.

Nachdem das Alpenhaus geöffnet hatte, sind wir dort nochmal eingekehrt. Eine Kleinigkeit getrunken und gegessen, frisch gestärkt für die lange Heimreise. Schnitzelbröchtchen, Apfelstrudel und ein Gösser Naturradler. Der Apfelstrudel, kann allerdings bei weitem nicht mit dem aus der Edelweisspitze mithalten (sorry liebes Alpenhaus Team – aber wir probieren Ihn beim nächsten mal wieder, vielleicht ist er dann ja genauso gut :p )

Ich fasse mich in den letzen Worten kurz – nach einer kräftigen Stärkung und einigen Erinnerungsbildern sind wir zurück zum Hotel. Schnell noch die Bikes verladen, umziehen und ab Richtung Heimat. Drei Tage bei feinstem Wetter gehen viel zu schnell zu Ende. Das tolle an der Sache ist aber, der Trip war spontan geplant, spontan gebucht und ganz unkompliziert umgesetzt. Man kann ihn also immer wieder machen (nur eben mit anderen Strecken) Es gibt viele schöne Pässe in Europa und irgendwie haben wir Blut geleckt – am liebsten würden wir sie alle sehen 🙂

Eine Fortsetzung scheint also nicht ausgeschlossen!

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